Pressemitteilung Insane Urban Cowboys 19.05.14

Seit einem Jahr haben sich die Insane Urban Cowboys – ein Netzwerk unterschiedlicher, junger Künstler – im Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf zusammengeschlossen. Ückendorf gilt zum Teil als „sozialer Brennpunkt“, doch relativ unbemerkt von dieser negativen, öffentlichen Wahrnehmung haben sich dort schon seit Längerem Bildhauer, Maler, Fotografen oder Kunsthandwerker angesiedelt. Ergänzend dazu, wollen die Insane Urban Cowboys neue Wege, abseits des etablierten Mainstreams, gehen und mit ihrem Schaffen zur Aufwertung des Stadtteils beitragen. Trotz aller Probleme des Stadtteils, bieten sich in Ückendorf, mit einer zentralen Infrastruktur, niedrigen Mieten und Freiräumen für Projekte, ideale Bedingungen für junge Künstler. Kreative, die noch nach einem Standort suchen oder sich mit Projekten ins Netzwerk einbringen möchten, sind jederzeit willkommen.

Die Lage im Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf ist geteilt. Während in einigen Straßenzügen sanierte Gründerzeithäuser stehen, in denen Kulturinstitutionen wie die bekannte Künstlersiedlung Halfmannshof, wo in den 60er Jahren die Gruppe ZERO wirkte, oder die Urbanen Künste Ruhr ansässig sind, gelten andere Teile in der öffentlichen Wahrnehmung als „soziale Brennpunkte“ – allem voran die Bochumer Straße. War sie einst eine Art Prachtboulevard der Stadt, ist sie heute, nach dem Niedergang der ehemals im Gelsenkirchener Süden ansässigen Industrie, geprägt von Arbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Schwäche, renovierungsbedürftigen Altbauten und Leerständen.

Gleichzeitig bietet dieser postindustrielle, urbane Raum neue Chancen. Die Insane Urban Cowboys (IUC) sind als junge Künstler und Kreative überzeugt vom Potential des Viertels. Wie vielerorts im Ruhrgebiet, finden sich hier, im Gegensatz zu anderen Metropolen Deutschlands, noch Freiräume sowie niedrige Miet- und Lebenshaltungskosten. Hinzu kommt die Vergangenheit der Bochumer Straße als Kulturviertel. Insbesondere in den 1960er Jahren entstand dort eine alternative Szene aus Hippies, Rockern und Aussteigern, hervorgerufen durch einige desertierte und im Ruhrgebiet verbliebene US-GIs des 2. Weltkriegs.

Die Insane Urban Cowboys sehen sich somit auch als indirekte Fortsetzung dieser Tradition. Ihr Glaube an die Region sowie das Interesse an urbanen Subkulturen und Underground-Kunst haben die IUC in einem Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung zusammengeführt. In Ückendorf können sie ungestört an ihrer Zukunft in den unterschiedlichsten kreativen Bereichen arbeiten. So will die Gruppe auch zum kulturellen und wirtschaftlichen Wandel im Stadtteil beitragen. Dazu siedeln sie sich in den leerstehenden Immobilien im Viertel an oder erarbeiten zusammen, und mit weiteren Künstlern der Umgebung, temporäre Projekte. Die aus Underground-Mode, abstrakter Malerei, Tanz (Afro-Folk, Hip Hop & Breakdance), Clubkultur (Detroit Techno & House), Trash-Bildhauerei, Fotografie oder Film kommenden Akteure der Insane Urban Cowboys überraschen dabei mit innovativen Konzepten und einer ruhrgebietstypischen Mischung aus autodidaktischer Ausbildung und pragmatischer Außenseitermentalität. Zudem unterstützt die Stadt Gelsenkirchen die Aktivitäten und bietet jungen Künstlern in Ückendorf Rückhalt in Form von Beratung, Kontakt-, Locationvermittlung und Hilfe bei allen Formalitäten.

Im Dezember 2013 und im Mai 2014 wirkten die Insane Urban Cowboys, zusammen mit weiteren Künstlern aus Ückendorf und dem Ruhrgebiet, an den mehrtägigen Kunstfestivals „Licht an“ und „Tür auf“ rund um die Bochumer Straße mit. Derzeit sind Akteure des Kreativnetzwerks aktiv in Kunstprojekte eingebunden, die Kunststudenten der renommierten Amsterdamer Riedveld Akademie in Gelsenkirchen-Ückendorf während eines zweiwöchigen Aufenthalts im Mai realisieren. Danach ist im Sommer eine Fashionshow geplant, an der sich neben URB-Clothing weitere Designer aus dem Ruhrgebiet, Berlin und Hamburg beteiligen sollen. Insbesondere der Ausbau der kleinen Szene an Modedesignern in Ückendorf, deren Kollektionen von ihrem jeweiligen ethnischen und subkulturellen Background beeinflusst sind, ist ein Ziel der Insane Urban Cowboys. Unter dem Oberbegriff „G-Punk“ (Gelsenkirchener Punk, angelehnt an den berühmten Gelsenkirchener Barock) finden sich dabei unterschiedliche Stilrichtungen wie K-Pop, Islam-Pop, White Trash-Streetwear, Fetisch-, Punk- oder Skater-Mode wieder.

Die IUC möchten weitere Künstler, Kulturschaffende und Kreative von überall her, vor allem jene, die sich andere Großstädte durch wachsende Gentrifizierungsprozesse nicht mehr leisten können, dazu aufrufen, sich in das Netzwerk einzubringen. Für weitere Informationen, Projektvorschläge oder Interviews stehen wir gerne zur Verfügung.

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Imagefilm Insane Urban Cowboys

https://vimeo.com/151963135


"Kreative im Hinterhof sollen Wende bringen" (WAZ August 2013)


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Gelsenkirchen. Dr. Siegbert Panteleit glaubt an „sein“ Quartier. Die Bochumer Straße , vor allem die Bebauung in der zweiten Reihe, da liege die Zukunft. Das sei urbaner Raum, ruhig, grün, zukunftsträchtig mit seiner Bahnhofsnähe. Hier balle sich bald der kostbarste Wohnraum der Stadt, weil Autos immer unwichtiger würden. Schon allein die Straßenflucht fasziniert ihn; die Rechts-Links-Kurve, die die Straße hier beschreibt, die die Straßenbahn sanft seitlich kippen lässt, hinter der Kurve den Blick freigibt auf Kirchturm und Sendemast – „wie auf der Eau Rouge in Spa“, schwärmt er. Das ist eine berühmte Rennstrecke in Belgien, für Nicht-Rennfahrerfans.

Viel Geld und Arbeit investiert
Panteleit ist Projektentwickler, hat schon verschiedenste Quartiere geplant, ist derzeit eingebunden ins Büro für lokale Wirtschaftsentwicklung Gelsenkirchen Südost. Hier will er ein Kreativquartier entwickeln helfen. Folkwangstudenten sollen unter anderem eine WG gründen, leben und arbeiten. An der Hausnummer 130 gab es im Hinterhof eine Kutschenwerkstatt. Kemal Sarak hat dieses Haus – und andere in der Gegend – vor 20 Jahren von der Familie Seitz gekauft. Hat es in mühevoller Kleinarbeit renoviert, nach Feierabend, er hat 20 Jahre bei Geldbach gearbeitet. Er hat den Dachboden ausgebaut, zehn Jahre lang keinen Urlaub gemacht.
Heute ärgert er sich. Weil er sich die Gesundheit ruiniert hat. Und weil die Gegend sich nicht so entwickelt hat, wie er gehofft hat. „Meine Mama hat recht gehabt, dass ich nicht alles hier investieren soll“, fürchtet er.
Arnheimer Hochschule mit im Boot
Siegbert Panteleit ist da deutlich optimistischer. Es wird noch etwas dauern, ja, das denkt er auch. Aber was in Berlin-Kreuzberg und anderen Szenevierteln im Land geklappt hat, das wird auch hier passieren, da ist er sicher. Das „Büro für lokale Wirtschaftsentwicklung GE-Südost“, für das er bis zum Jahresende am Projekt Kreativquartier arbeitet, arbeitet mit der Universität Arnheim/ Nijmwegen zusammen. Panteleit hat engen Kontakt zu den „Insane urban cowboys and -girls“, einem Zusammenschluss von Kreativen unterschiedlichster Couleur. Junge Selbstständige, Fotografen, Messerwerfer, kreative Sozialpädagogen, den Waldrittern (naturnahe Abenteuer und Rollenspiele im gemeinnützigen Verein), Ausbildern für den Cirque de Soleil, der Tanzpädagoge Denis Dougban, der in Herten ein Tanzquartier eingerichtet hat – all das und mehr würde sich hinter den Fassaden der Bochumer Straße gut machen, ist Panteleit überzeugt.
In den Ateliers könnten Kunsthandwerk und Kunst Hand in Hand arbeiten. Die lauten Häuser direkt an der engen Bochumer Straße sollen nur als Schaufenster dienen. Ein Stadtteil mit Messecharakter. Und das Publikum fährt in der Straßenbahn im Minutentakt vorbei und sieht, was es hier alles gibt. Petroleum-Lampenmacher, Stuckateure, alle sollen dabei sein.
Gleich nebenan steht im Hinterhof ein früheres Theater und Kino: Das Exodos. In den 70ern diente es als Musikclub für die Jugend, während vorn an der Straße in der Kneipe sich die alten trafen. Heute vermietet Kosta Pargelis den 400 qm großen Raum für Feiern. Genug Kapazitäten für Interessenten gäbe es noch. Im Vorderhaus könnten ebenfalls Studenten wohnen. Kreative, am liebsten. Die Hausbesitzer, zwei Schwestern in Berlin, sind mit im Planungsboot.
(Sibylle Raudies, WAZ 06.08.2013)
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