Das Ensemble Ruhr entdeckt das Ruhrgebiet auf seine Weise
In seiner Komposition „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“ stellt Joseph Haydn den Leidensweg Jesus Christus und dessen letzte Worte auf diesem Weg musikalisch dar.
Mit dem Berliner Fotografen Jan Pauls und dem Journalisten Tom Daun (u.a. WDR3 und Deutschlandfunk) besuchte das Ensemble sieben Orte im Ruhrgebiet, an denen Industrie gescheitert ist, im besten Fall der Strukturwandel vollzogen wurde und etwas Neues entstehen konnte und gab dort ein Kurzkonzert. Dazu gehören populäre Erfolgsgeschichten, wie z.B. das Unesco-Welterbe Zollverein in Essen und das Lichtkunstzentrum Unna, aber auch die unbekannteren Orte, wie der Leitbunker der Krupp’schen Scheinfabrik und die Misserfolge, wie ein nie in Betrieb genommener U-Bahnhof oder die kurz vor der Schliessung stehende Zeche Auguste Victoria in Marl, aber auch die Bochumer Straße in Gelsenkirchen Ückendorf:
Station 3: „Mich dürstet“ in der Heilig Kreuz Kirche in Gelsenkirchen Ückendorf
Die „Bochumer Strasse“ in GE-Ückendorf war einst Vorzeigestrasse, als der Stadtteil Heimat des größten Kohlebergbauunternehmens Europas „Gelsenkirchener Berkwers AG“ war. Heute bröckeln die Fassaden der Prachtbauten.„Mit ein bisschen Fantasie erinnert die Bochumer Straße in Ückendorf an eine verlassene Wildweststadt“, schreibt „die Welt“ im September 2014, „Zeit online“ spricht von einer „Geisterstraße“. Doch in den Hinterhöfen tut sich etwas: die Leerstände und niedrige Mieten bieten ein ideales Pflaster für Künstler. Es haben sich Netzwerke wie die Insane Urban Cowboys gebildet, im Stadtteil findet man heute die höchste Galeriedichte des Ruhrgebietes. Am 15. März um 10 Uhr erklang Haydns Musik in der außer Dienst gestellten Heilig Kreuz Kirche.
Anschliessend bestand die Möglichkeit geführt von Roman Pilgrim, die ehemalige Kutschenwerkstatt und das „Exodus“, ehemaliges Stadttheater zu besichtigen.
Als Kammerorchester für das Ruhrgebiet hat das Ensemble Ruhr seinen regionalen Bezug schon im Namen aufgegriffen. Es sieht sich als Ensemble für die Region und die Menschen vor Ort. Mit der Dokumentationsreise durch das Ruhrgebiet möchte es seine Verbundenheit mit dieser spannenden und sich verändernden Region zeigen.
Die Reise wurde vom Fotografen in Bild und vom Journalisten in Ton dokumentiert, wobei der Fokus auf den Orten selbst, den Stimmungen und den Menschen, die mit den Orten verbunden sind, wie z.B. durch O-Töne eines ehemaligen Zechenarbeiters, liegen wird.
Das abschließende Konzert bot Haydns „Die sieben letzten Worte“ mit der Fotoreportage, den O-Tönen, Interviews und Geräuschen der „Sieben letzten Orte“ des Ruhrgebietes.
Einen Beitrag über das ganze Projekt kann man sich auf der Seite des WDR anhören.
Text: Veranstaltungstext Ensemble Ruhr, Fotos: Ferhat Tuncel, Volker Bruckmann